1.) Das Alter
Im Internet findet mal so viele verschiedene Angaben… Starte das Training frühestens mit 12 Monaten, wenn der Hund ausgewachsen ist. Oder auch die Aussage das man schon im Welpenalter trainieren soll. Doch was ist denn jetzt richtig?
Zunächst sind die 12 Monate quatsch… der Hund ist nämlich nicht mit 12 Monaten
ausgewachsen.
Du kannst bereits im Junghundealter beginnen. Dies ist nach abgeschlossenem Zahnwechsel mit ca 5-6 Monaten. Gewöhne ihn an das Geschirr (an und ausziehen),
mach Spaziergänge auf leichtem Zug und übe Kommandos wie:
links (haw),
rechts (gee),
weiter und an Hindernissen und Hunden vorbei gehen (go ahead).
Jeder Hund entwickelt sich individuell und ein erfahrener Musher sieht, wann die Proportionen des Hundes passen und er ein gutes Körpergefühl entwickelt hat. Wenn du dir nicht sicher bist, frage eine Tierphysiotherapeuten oder einen guten Tierarzt der sich für so etwas auch Zeit nimmt.
Spätestens dann solltet ihr das Line-Out üben und den Start. Dabei geht es darum, dass der Hund ruhig und konzentriert in der Leine steht mit Blick auf den Trail vor dir. Er soll nicht schnüffeln, nicht in die Leine beißen und dich nicht mit der Leine einwickeln. Wenn das gut funktioniert, habt ihr schon viel geschafft! Wenn dein Hund schön steht gibst du dein Kommando zum Start und lässt ihn für wenige Meter als Bestätigung (auf Zug) laufen und ein Lob gibt es natürlich auch.
Wenn die Wachstumsfugen geschlossen sind, könnt ihr alles direkt umsetzen. Fang mit kleinen Strecken im Zug an (500m-2km). Er soll erstmal den Spaß am Laufen unter Zug finden, Sicherheit bekommen und die Muskulatur an das neue Arbeiten gewöhnen.
2.) Die Temperatur
Überall steht bis 15°C darf man fahren. Das ist aber Bullshit, vergiss das einfach ganz schnell.
Der Hund wird im Laufe seiner Karriere besser. Durch sein Training verbessert sich sein Herz-Kreislauf-System und dadurch optimiert sich auch die Regulierung von Wärme. Man kann es vergleichen mit der Atemtechnik bei uns. Ein ungeübter Sportler schwitzt und schnappt nach Luft bei wenigen Übungen. Ein trainierter Sportler macht 10x so viele Übungen, atmet ruhig und kommt nicht ins Schwitzen. Darum liegt die Höchsttemperatur für einen ungeübten Hund weit darunter, wenn ihr etwas Strecke machen wollt.
Pauschal kann man keinen Richtwert nennen, denn es kommt auch auf die
Luftfeuchtigkeit, das Wetter, der Schwierigkeitsgrad (Untergrund, Steigungen) und die Tagesform deines Hundes an.
Wenn der Hund zu heiß läuft, was am Anfang wie beschrieben schnell passieren kann, läuft er vielleicht nie wieder - aber sehr wahrscheinlich nie wieder so als wäre er nicht zu heiß gelaufen.
Wenn der Hund seine Leistungsgrenze nie erreicht wird er denken, dass er keine Leistungsgrenze hat! :)
Weiterführende Artikel:
3.) Das Geschirr
Ja es gibt im Internet Geschirre zu bestellen und ja da sind auch ganz schicke, ausgefallene und richtig stylische Farben zu haben. Aber wenn du die Unterschiede nicht kennst und nicht weißt welches Geschirr welche Vor- und Nachteile hat und wie es sitzen sollte, würde ich immer empfehlen – „Such dir jemanden, wo ihr Geschirre anprobieren könnt.“ Das kann ein Geschäft sein, ein Musher aus eurem ortsansässigen Verein (schaut auf der VDSV-Seite nach Vereinen in eurer Nähe), dass kann auf einer Veranstaltung sein wie ein Rennen (Eine Liste gibt es auch auf der VDSV-Seite) oder bei einer „Fun-Veranstaltung“ wie CampCanis, Tough Hunter, Strongdog und ähnliche Zughundesport-Events.
Und dann scheiß auf die Farbe! Glaub mir das Hobby ist teuer - und du wirst sicher noch einige Geschirre kaufen, wenn ihr daran Spaß habt. Hauptsache ist doch, dass es dem Hund gut passt, damit er optimal in den Sport starten kann ohne später Beschwerden durch Druckstellen, Scheuerstellen, oder Fehlbelastung zu bekommen.
4.) Der Scooter
Einen günstigen Scooter - das Einsteigermodell. Es gibt kein günstiges Einsteigermodell. Der Sport ist teuer! Alle Scooter ohne Scheibenbremse (Disc Brake), vernünftiger Bereifung (Stollenbereifung), sicheren Schweißnähten und eine zu geringe Bodenfreiheit sind einfach nur gefährlich. Du willst mit deinem Hund im Herbst, bei nassem Untergrund durch einen verwurzelten Wald fahren? Wenn nicht dann tu dir den Gefallen und lass das Hobby einfach. Verdichtete Böden, Schotter und Asphalt, die für die günstigen Tretroller gemacht sind, schaden den Gelenken deines Hundes. Ein guter Scooter kostet nun einmal Geld und ja der Helm und Handschuhe sollten auch nicht unbedingt aus dem Discounter sein.
(Weiterführender Artikel: „Dogscooter im Vergleich“ folgt demnächst)
Empfehlung: Lenkertasche von Kostka für dein Handy und einen Power Akku
5.) Das „Tuning“
Manche haben das Geld und wollen dann gleich sämtliche Anbauteile und Zubehör kaufen. Meistens ist es rausgeschmissenes Geld. Schau dir an, wie Profis fahren. Das billige Licht taugt nichts, die Schutzbleche gehen nach dem 3. Sturz kaputt und haben vorher auch keinen Schmutz abgehalten, und der Trinkflaschenhalter ist gefährlich, wenn man mit dem Knie drauf stürzt.
Kauf dir lieber eine gute Stirnlampe und wenn du magst einen Seitenständer (aber nicht benutzen, wenn der Hund eingespannt ist, der erschreckt sich, wenn der Scooter umfällt und ist dann im schlimmsten Falle weg oder/und verletzt). Eine Tasche für dein Handy/Navi zum planen und aufzeichnen deiner Strecken…. Und wenn du irgendwann auch Touren fahren möchtest, einen Rucksack mit Wasser und einem Erste-Hilfe-Set für deinen Hund und dich.
6.) Der Hase
Der Hund läuft nur im Zug, wenn jemand vorweg fährt? Kann man machen, aber so lernt er das Vorneweglaufen nicht, du solltest versuchen es im Training irgendwann abzubauen. Meistens ist das ein Problem bei Hunden, die nie Vorneweglaufen durften (siehe das Alter) …, weil man ihnen nur beigebracht hat an der lockeren Leine zu gehen. Übe einfach mit kurzen Strecken, und wenn es am Anfang 100 Meter sind, dann sind es 100 Meter! Lobe deinen Hund. Beim nächsten Training kannst du die Streckenlänge erhöhen, bis er verstanden hat, was du von ihm möchtest. Du kannst den Zug auch aufbauen indem er auf ein Ziel zuläuft (Futternapf, Partner, Spielzeug, Kofferraum etc).
Einfacher und oft effizienter ist es, wenn ihr jemanden kennt, der seinen ausgebildeten Zughund als „Teacher“ zur Verfügung stellt. Natürlich sollten die Hunde von Größe und Gangart in etwa harmonieren und beide müssen miteinander verträglich sein.
Vielleicht macht auch ein Zughundekurs für euch Sinn oder ihr besucht ein "Better Mushing Seminar" (die Termine stehen auf der Seite vom VDSV) und bekommt dort weitere Hilfestellungen. Wenn du trotz alledem merkst - dein Hund sich weigert in den Zug zu gehen, ist es vielleicht an der Zeit sich für ein anderes Hobby zu begeistern.
7.) Tempo
Das Tempo kommt mit unter erst später oder dein Hund hat einfach eher den Hang im Trab zu laufen - auch ok! Aber bitte nicht wie ein Irrer mithelfen und den Hund anfeuern. Achte darauf, dass die Leine gestrafft ist und der Hund auf Zug und konzentriert arbeitet. Erst kommt das Lernen, dann die Kraft und Ausdauer und später die Geschwindigkeit.
8.) Vergleichen
Vergleiche dich nicht ständig mit anderen. Auch wenn es schwerfällt und z.B. es auf Rennen und Wettkämpfen dazu verleitet. Vergleiche deine eigenen Leistungen. Führe vielleicht zur Dokumentation ein Trainingstagebuch (mit Temperatur, Streckenlänge, Durchschnittsgeschwindigkeit, etc.). Du würdest dich als Laufanfänger auch nicht mit Spitzensportlern vergleichen. Es kann sonst passieren, dass du deinen Hund „verheizt“ und er den Spaß an der Sache verliert!
9.) Dann wird er hyperaktiv!
Das liest man immer wieder: "Wenn du mit deinem Hund mit dem Sport anfängst, fordert er das auch ständig." Ich habe bei meinen Hunden noch nie beobachtet, dass die hyperaktiv sind - im Gegenteil. Regelmäßig Zughundesport macht sie erst ausgeglichen. Natürlich freuen sich wenn wir fahren und wenn sie merken, dass wir trainieren ist die Anspannung und der Geräuschpegel auch mal hoch. Aber sollte ich mal durch Krankheit oder Arbeit nicht zum Trainieren kommen sind sie auch nicht fordernd. Jeder Hund braucht in irgendeiner Form Unterhaltung und eine Aufgabe. Wenn man seinen Hunden das nicht bieten kann und nur etwas sucht, was dusselig und brav in der Ecke liegt, sollte man sich ein Stofftier kaufen.
Foto (c) Icepaw: Racing Booster
10.) Ergänzungsfuttermittel
Ja es gibt ein breites Spektrum auf dem Markt. Power Riegel, Pre-Run-Drinks, Sportlermineralien, Energieriegel, Power Booster, und wie es alles heißt. Was braucht dein Hund davon?
GARNICHTS!
Ein ausgewogenes Futter mit passendem Energiegehalt ist für alle Anfänger ausreichend. Der Hund wird mit dem Energieriegel nicht schneller, sondern nur Fett oder bekommt im schlimmsten Fall noch Durchfall, weil er es nicht verwerten kann. Gib ihm vor dem Laufen Wasser mit Geschmack (z.B. mit etwas Dosenfutter, Thunfisch, Lachsöl, Fischpulver, Leberwurst, oder was deinem Hund animiert zu trinken)
und nach eurer kleinen Runde nochmal klares Wasser und ein Belohnungsleckerli.
Wenn er Muskelkater haben sollte, kannst du ihm mit reinem Magnesium Ergänzungsfuttermittel etwas Gutes tun. Falls ihr irgendwann 4x die Woche über jeweils 10km und mehr trainiert und du merkst, dass der Hund durch das Training nicht mehr ausreichend Energie aus dem Futter bekommt, dann könnt ihr euch mit den ganzen „Zauberpulvern“ auseinandersetzen.
Das sind ja mal 9 Aussagen, denen ich kaum was hinzuzufügen hätte. Bis auf die Nr. 1 und da das Statement zu den Wachstumsfugen. Das die geschlossen sein müssen/sollten, das ist noch so ein Mythos ... dazu hat Dr. Darryl Millis im Dezember 2019 einen interessanten Artikel veröffentlicht, den ich ins Deutsche übersetzt habe. Aber auch der Link zum Original findet sich hier.
https://www.dogscooting.de/hunde/#Zug3